Vor dem Weg

Ihr werdet euch jetzt sicher fragen: Was bitteschön sind Picos und wie um Himmels Willen kommt man auf die Idee, auf ihnen herumlaufen zu wollen. Das ist eigentlich ganz einfach: Irgendwann haben mir Pilgerfreunde Bilder von ihrem Weg durch den Nationalpark Picos des Europa gezeigt. Das kam zeitgleich mit meiner Vorbereitung auf den Camino de San Salvador und Camino Primitivo. Wie auch immer: Diese Pilgerfreunde waren einen Weg in eben diesen Picos schon gelaufen: die Routa Reconquista. Und ich sag euch: Die Bilder haben mich umgehauen! Und als W. dann auch noch meinte, sie seien "zum Niederknien schön!" - und das von einem Mann!!! - war es um mich geschehen: Ich will auch  niederknien wollen!

 

Die "alte" Picos-Gruppe brauchte ich gar nicht erst zu fragen, denn irgendwie war der Weg wohl schon bei jedem selbst längst beschlossene Sache und ruckzuck die Entscheidung eingetütet: 2015 Picos!

 

Heute kriege ich ein bisschen ein krubbeliges Gefühl im Bauch, wenn ich denke, dass ich letztes Jahr auf dem Camino de San Salvador immer zu ihren weißen Zipfelmützenspitzen hinübergeschielt habe und dachte: Nächstes Jahr! - Jetzt IST nächstes Jahr!

Ich denke, diese Karte zeigt die Lage dieses Gebirges am besten: Unten ist León auf dem Camino Francés, von wo der Camino de San Salvador nach Oviedo führt. Die Picos sind rechts (und noch ein bisschen weiter rechts an der Küste liegt Santander).

 

Jetzt sind wir eine Gruppe aus 3 Mädels, B., A, und ich, und einem "Kerl", T. B. und T. kommen aus der "alten" Gruppe und wissen, wo es langgeht, und A. und ich stupfeln hinterher und können uns ganz den Eindrücken "hingeben" und niederknien - wobei ich hoffe, dass das dann nur mit Absicht und aus ganzem Herzen und nicht aus Versehen auf die Nase passiert.

 

Ja, und nun sitze ich hier und bereite also so ziemlich als eine meiner letzten Taten meinen Blog vor. Wenn ihr denkt, ich sei aufgeregt - das ist gar kein Ausdruck! Von Minute zu Minute werden die Berge vor meinem inneren Auge höher!

 

 

 

Die Picos de Europa (Gipfel Europas) sind ein Kalkstein-Massiv dort, wo das Kantabrische Gebirge am höchsten ist. Hier stehen eng aneinandergekuschelt ca. 200 Gipfel von über 2.000 m Höhe auf engstem Raum zusammen. Der höchste ist der Torre de Cerredo (2.648 m), der bekannteste der Naranjo de Bulnes (2.518), der schönste wohl der Pico Urriello (2.519 m). - Na klasse! Und da will ich hin?


Seit 2003 sind die Picos de Europa ein von der UNESCO ausgewiesenes Biosphärenreservat.


Von hier ging 722 die Reconquista aus, die Rückeroberung der von Mauren eingenommenen ibirischen Halbinsel. Darum heißt der Weg auch Ruta de Reconquista - nicht eigentlich ein Jakobsweg, aber doch immerhin ein Zuweg.


Beim Recherchieren fand ich außerdem, dass das Klima feucht und sehr niederschlägig ist - und ich hatte gehofft, nach zwei Regenponchojahren endlich einmal wieder bei Sonne zu gehen! Bei Bergsteigern seien besonders die dichten Nebelbänke gefürchtet - das kann ich jetzt nicht verstehen: Wenn ich im Nebel bin, sehe ich wenigstens nicht mehr, dass ich noch ganz weit hinauf muss!