15.09.2015: Sotres - Bulnes


Heute ist uns der Wettergott leider nicht so gewogen wie gestern. Es war gestern ja schon zuweilen sehr windig und wir haben mit Bangen auf die Wetterkarte gestiert. Aber die Wolken und Regentropfen konnten wir uns leider nicht sonnig gucken. Wobei Regen nicht das größte Problem wäre, wäre da der Wind nicht dabei. Ein Herr in der Herberge rät uns dringend davon ab, über den Berg und Bulnes zur Cares-Schlucht zu gehen, weil es dort oben zu stürmisch wäre. Also befolgen wir seinen Rat und gehen auf der Landstraße, die hier nur nach Sotres geht und dort endet, hinunter nach Poncebos.



Ich mag ja nun gar keinen Asphalt, aber wir haben keine andere Wahl. Also verbringen wir das Gewatschel mit einträchtigem Geschnatter, was den harten Untergrund nicht weicher, aber doch viel angenehmer macht. Und damit nicht zu viel des Gemeckers: Als wir Sotres verlassen, regnet es zwar noch, hört aber schon ganz bald auf.


In Poncebos stürmen dann erst einmal wir ... und zwar in eine Bar. Einen café con leche in Ehren kann niemand verwehren. Und ein bisschen Hunger haben wir ja auch.


Dann schlappeln wir in die Schlucht, kommen aber da auch nicht weit, weil es so windig ist, dass B. und A. sich an einem Felsen festhalten müssen.


Mit Rucksack ist das Gebläse besonders blöde, weil wir ja viel mehr Angriffsfläche bieten als mit ohne. Dazu kommt, dass die Böen plötzlich kommen - wir stellen uns dagegen, um nicht von ihm weggepustet zu werden - und geht - und wenn wir da nicht schnell genug aufhören, uns dagegen zu stemmen, fallen wir einfach um. Das sieht dann bestimmt sehr lustig aus, aber es ist richtig gefählrich: Der Weg ist zwar breit und bequem, aber direkt daneben geht es richtig steil, manchmal schier senkrecht und das nicht zu wenig, hinunter. Wenn man da einen falschen Schritt macht, landet man einige Stockwerke weiter unten und sieht bestimmt nicht mehr fröhlich aus.

Später erfahren wir, dass der Wind frische Böen von bis zu 130 km/h in die Luft legte. Und da wollten wir in die Schlucht, die ja noch zusätzlich wie ein Kamin wirkt! Heideröslein!

Bei aller Traurigkeit darüber, dass wir hier heute nicht entlang gehen können, und bei allem Jetztnachdenkenmüssen, wie wir am besten am meisten von dem Weg gehen können, den wir geplant haben (wie schon gesagt: Wir haben die Herbergen im voraus gebucht und haben dadurch einen gewissen Zeitplan), hilft alles nichts: Wir müssen umkehren ... und machen das gerade noch rechtzeitig, bevor es erneut anfängt zu regnen und der Wind so richtig in Fahrt kommt. Spätestens da rutscht sogar meine Enttäuschung (natürlich sind wir alle enttäuscht, wir hatten uns doch so auf die Schlucht gefreut!) ein beachtliches Stück in den Hintergrund und ich bin nur noch froh, dass wir umgekehrt sind.




Es dauert noch eine weitere Tasse café con leche, dann hat B. den Einfall, der uns allen den Tag wieder schöner werden lässt: Wir können ja auch mit der unterirdischen Standseilbahn nach Bulnes fahren, dort die Nacht verbringen und wenn morgen das Wetter besser ist von dort dann wenigstens hinunterlaufen, was ja auch ein Teil von der heutigen Strecke gewesen wäre, und die Schlucht noch einmal probieren. Kinders, da gehen uns doch allen sofort wieder die Herzlein auf!


Gesagt, getan: Wir fahren also nach Bulnes, einem Ort auf dem Berg, der nur zu Fuß oder eben durch diese U-Bahn zu erreichen ist.


Blöde ist nur, dass wir nicht zusammen übernachten können. Wir haben nur noch ein Dreibettzimmer in der Pension bekommen und B. und A. haben beschlossen, in der Herberge zu übernachten.


Meine Lieben: Wenn ihr irgendwann in die Situation kommt, in Bulnes zu übernachten, weil es dort wirklich wunderschön ist, dann geht auf keinen Fall in diese Herberge! Neinneinnein! Sie ist echt nicht das, wo man gerne übernachten möchte! Mir gruselt es jetzt noch bei dem Gedanken, dass die beiden da ihre Nacht haben zubringen müssen.


Hier ist der zweite Punkt, an dem ich nichtbiertrinkende Clarasäuferin meine Verwegenheit ausprobiere: Über diesen Steg bin ich gegangen. Zum Glück habe ich erst gemerkt, dass er nachwippt, als es nach vorne genausoweit war wie zurück. Heideröslein!, aber fragt nicht! Und besonders doof: Je mehr es wippt, desto mehr schlackern mir die Beine, und je mehr mir die Beine schlackern, desto mehr wippt es! Aber ich bin trocken auf der anderen Seite angekommen, auch wenn ich zwischendurch das unbändige Bedürfnis hatte, mich freiwillig in den "reißenden Strom" zu werfen!








So, und jetzt noch ein paar Bilder von heute, weil schön sind die Berge ja auch mit Wolken und Nebel und das Windgepuste hört man ja nicht:

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Kommentare: 2
  • #1

    Birgit (Donnerstag, 08 Oktober 2015 16:40)

    "B. und A. haben beschlossen, in der Herberge zu übernachten. -
    Meine Lieben: Wenn ihr irgendwann in die Situation kommt, in Bulnes zu übernachten, weil es dort wirklich wunderschön ist, dann geht auf keinen Fall in diese Herberge! Neinneinnein! Sie ist echt nicht das, wo man gerne übernachten möchte! Mir gruselt es jetzt noch bei dem Gedanken, dass die beiden da ihre Nacht haben zubringen müssen."

    Tolle Bilder und sehr lustige Beschreibung, aber sei bitte bitte so lieb und füge noch ein, dass ich schließlich das 3. Mal in dieser Herberge war und genau wusste, worauf ich mich einlasse. Das möchte ich schon dem netten Wirt in der Bar del Puente zuliebe, um zu zeigen, "man kann es überleben! Sogar mehrfach! Der Vorteil ist, die Herberge ist so gruselig - und das Wasser so kalt! - dass da nicht mal Ungeziefer drin bleibt! Und nach der kalten Dusche erscheint sie sogar hübsch warm! - Also alles ok und machbar. :-)

  • #2

    Birgit (Donnerstag, 08 Oktober 2015 16:42)

    Und ach ja - nochwas: mit dem rauschenden Bach vorm Fenster muss ich sagen war das meine beste Nacht auf dem ganzen Weg! Ich habe allen Ernstes nirgendwo sonst so tief und fest geschlafen! :-)