26.09.2015 O Cádavo - Lugo


Letzte Nacht habe ich kein ganz so schlechtes Gewissen wegen meinem Husten haben müssen, denn ein Herr aus Polen hat mich glatt überröhrt. Der Arme! Dem geht es wirklich nicht gut! Ich habe ihm gestern noch ein paar meiner Hustenbonbons abgegeben, damit er hoffentlich wenigstens ein bisschen schlafen kann. Aber wenn ich mich zwischendurch aufsetzte, bis der nächste Hustenschub vorbei war, sah ich ihn mir gegenüber auf seinem Bett hocken und warten, bis sein Hustenschub vorbei war. Ich fürchte, wir haben mit vereinten Kräften alles gegeben, um es den anderen um uns herum unmöglich zu machen, ein Auge zuzukriegen.






Ich starte besonders ungeladen in den Tag. Heideröslein!, ich weiß noch genau, wie ich letztes Jahr in Lugo eingekrochen binn! Soll ich euch mal sagen, wie doof das ist, wenn man morgens aufsteht und genau weiß, dass man abends in den Seilen hängen wird? Soll ich euch mal sagen, wie gerne man da losläuft? Soll ich euch mal sagen, was mir da einfällt, was ich gerade nicht viel angenehmer finden würde? - Nix!


Aber es hilft ja alles nichts, also raus aus den .... nee, nicht Federn, aus den ... ja, was ist das eigentlich da in meinem Schlafsack, was die Federn ersetzt? Wahrscheinlich irgendein Kunstgewebe. Also gut: ... raus aus dem Kunststoffgewebe und rein ins Leder (dass meine Stiefel aus Leder sind, das weiß ich!).

 

In Castroverde bin ich auch noch frisch und alles ist gut, aber dann kommen fast 23 km - keine bemerkenswerten Steigungen und Hinunterstapfungen, aber eben 23 km und die können ganz schön lange werden - besonders am Ende.

 

Dabei ist der Weg so schön! Er geht ganz viel durch die Wälder - Wälder, in denen Märchen geboren werden. Die sind hier ... irgendwie anders als daheim. Das Unterholz ist höher und dichter, die Steineichen sind bemooster und es geht ganz viel entlang der Trockenmauern, die wild überwuchert sind. Es ist einfach ... halsknödelig!

 

Aber irgendwie scheint sich der Weg noch länger zu ziehen als letztes Jahr. Ganz viel später merke ich erst warum: Ich mache meine 10-Minuten-Pausen nicht. Das habe ich letztes Jahr gemacht, immer mal ein bisschen hinsetzen, den Wald auf mich wirken lassen und genießen. In diesem Jahr renne ich wie ein wildgewordener Handfeger durch die Gegend und ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ICH habe noch nie einen entspannten Handfeger gesehen ... und bin selbst bei seinem Anblick auch nicht gerade relaxed.

 

So kommt es, wie es kommen muss: War ich letztes Jahr schon ziemlich ausgeschlurft, als ich in Lugo ankam, bin ich heute nur Schmerz und muss mich richtig dazu zwingen, mein Bett zu beziehen und duschen zu gehen.

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