2016: Nach dem Weg

 

So, nun ist er endlich vollbracht, mein Blog. Heideröslein!, hat das lange gedauert! Ich sage euch: eine Geburt ist ein Klacks dagegen!

 

Ich habe euch ja schon vorgejammert, dass ich von diesem Camino einige gesundheitlichen Schwierigkeiten mit nach Hause gebracht habe, und dann kam das und dann das und dann war mein Sofa so bequem und dann musste ich Kaffee trinken und dann hab ich ein bisschen an meinen Bauchfüßlern gearbeitet und dann war Weihnachten und Silvester und ... Und - schwups - ist ganz viel Zeit vergangen.

 

 

Beim Schrieben habe ich auch noch einmal über den Titel "Picolinos on Tour" nachgedacht ... ... und gedacht, dass ich das eigentlich nicht stehen lassen kann. Irgendwie würde das so aussehen, als würde ich für alle schreiben, also auch für A., B., K. und T., aber das kann ich nicht und möchte es auch gar nicht: In diesem Blog sind meine Gedanken, hier und da ein kleines Gefühlchen und meine Eindrücke - die kann ich nicht den anderen einfach in die Schuhe jubeln. Darum habe ich die Überschrift geändert - auch, wenn mir der Ausdruck "Picolinos" furchtbar lieb geworden ist.

 

                                                                 Da fehlt leider der Fuß von K.

 

Heute habe ich einen Spruch gelesen, den ich nur sinngemäß wiedergeben kann: Wer den Schmerz der Vergangenheit umarmen kann, macht aus den geweinten Tränen Wassertropfen, die alles frisch machen und neues Leben ermöglichen. - Laaach! Ich sehe jetzt ganz viele sitzen und nicken, oder? Das passt doch auf den Jakobsweg - egal auf welchen -, wie das Tape auf die Blase an der Ferse und Ibuprofen in den Mund!

 

Aber ist nicht genau das eines der Dinge, die den Camino ausmachen?: Wir stöhnen, wir ächzen, wir quälen uns manchmal Schritt für Schritt und fragt nicht, was für untugendhaften Worte mir auch bei diesem Camino wieder eingefallen sind! Allerdings habe ich, seit mich einmal ein Schweizer just da überholte, wo ich am lautesten und unflätigsten vor mich hinschimpfte, es mir angewöhnt, mich vorher vorsichtig umzusehen, bevor ich Worte hinausschreie, die ... unsere Leben, als sie klein waren, nicht benutzen durften. Und wenn ich auch sonst nicht mehr mit allem einverstanden bin, was Kerkeling in seinem Buch schreibt, stelle ich mich doch in einem Punkt aus ganzem Herzen und sturztropfenden Augen neben ihn: Mich bringt jeder Camino dazu, mir irgendwo neue Taschentücher nachkaufen zu müssen - manchmal wegen Fuß oder Bein, manchmal wegen Bauch.

 

Aber Tränen reinigen die Seele, und wenn das große Donnerwetter sich ausgetobt hat und man sich in der blitzeblanken Seele spiegeln kann ... dann kommt der Moment, wo man die Schmerzen vergisst, oder? Dann war alles nur noch halb so schlimm. Die Wadenbeißer werden zu sanften Anstiegen, die Schmerzen in den Füßen zu Dahabichhaltmalwiedergejammert-Wehwehchen und die Momente, wo man gedacht hat, dass einem die ganze Welt jetzt gerade mal hinten herumheben kann - wann sollen die denn gewesen sein? - Das ist dann genau die richtige Zeit, einen Blog zu schreiben! ... Und dann?

 

Und dann kommt genau der richtige Moment, in dem man überlegt, welcher Ankunftsflughafen vom nächsten Weg am wenigsten weit entfernt ist und ob man schon die Busverbindungen abrufen kann!

 

Also: Wenn ihr mögt, dann treffen wir uns hier wieder - irgendwann in diesem Jahr, wenn ich irgendwo wieder fluche wie ein wildgewordener Berserker - bei Odi... (oh, halt, falsche Zeit, falsche Religion, falscher Bei) - beim Heiligen Jakochen! Weil:

                                        Nächster Weg, nächste Clara!

 

 

 

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